»OPEN SPCE EXAMS« – Ausstellung der Kommunikationsdesign Abschlussarbeiten

Mitte März 2025 präsentierten Masterabsolvent*innen aus dem Kommunikationsdesign ihre Abschlussarbeiten im Rahmen von openspceopenspceopenspce… – Eine Lehrstelle im System im spce | Muthesius. Die Prüfungen fanden zum Teil öffentlich statt.

Mit dabei waren unsere Kommunikationsdesign AbsolventInnen Saskia Falke, Laura Stange, Safeya Fawzy, Christin Grossmann, Mareike Egge und Rieke Brandt sowie Lisa Karnauke und Nawon Song aus der Freien Kunst.

Ausgestellt wurden:
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Mareike Egge – Poetry Lost? – Paradise Lost und drei Übersetzungen

Kommunikationsdesign | Typografie und Buchgestaltung

»Paradise Lost«, John Miltons episches Gedicht in zwölf Büchern, erzählt die Geschichte von Adam und Evas Fall aus dem Paradies. Drei Übersetzungen des Werkes sind als lose Blätterstapel gestaltet und mit einem Stein beschwert. Ihre Fragilität und Unbestimmtheit stehen im Kontrast zum festen, gebundenen Buchkörper des Originals. Die Buchreihe ist inspiriert von den Fragen: Welche Beziehung besteht zwischen Original und Übersetzung? Handelt es sich noch um dasselbe Werk, ein neues oder um ein Fragment? Welche Elemente gehen verloren, und ist die Übersetzung von Poesie letztlich unmöglich? Die äußere Form der Übersetzungen macht das »Über-tragen« – zu einem neuen Ort, in eine andere Form – sichtbar. Die Gestaltung der Verse der vier Werke in individuelle Formationen verkörpert die untrennbare Verbindung von Inhalt und Sprache im Gedicht, indem sie visuell verdeutlicht, dass jede Übersetzung das Gedicht in eine veränderte Form überträgt.

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Saskia Falke – Erich Kästner „Der tägliche Kram“ – Eine Zeitung

Kommunikationsdesign | Typografie und Buchgestaltung

Nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb Erich Kästner für Die Neue Zeitung, die Jugendzeitschrift Pinguin und das Kabarett Die Schaubude. Eine Auswahl dieser Texte veröffentlichte er später in der Sammlung Der tägliche Kram. Chansons und Prosa 1945–1948. In Gedichten, Liedern, Theaterstücken, Essays und Glossen schildert Kästner das Leben in den Jahren nach dem Krieg, geprägt von Neuanfang, Reflexion und dem Versuch, das Erlebte zu verarbeiten. Ein zentrales Motiv ist sein Appell an die Jugend und die gesamte Gesellschaft, aktiv an der Demokratie mitzuwirken, um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.
Um diese Texte, insbesondere im Hinblick auf den Rechtsruck in unserer Gesellschaft, in einen aktuellen Kontext zu setzen, wurden sie in das Medium einer Zeitung übertragen. Während ein Buch als abgeschlossenes Werk wahrgenommen werden kann, verleiht die Zeitung den Inhalten eine größere Unmittelbarkeit. Die offene Gestaltung erlaubt es zudem, die verschiedenen Texte nebeneinander zu präsentieren und die Stimmungen der Nachkriegsjahre greifbarer zu machen. Ergänzt wird die Sammlung durch Auszüge aus Kästners Tagebuch Notabene 45. Auch der zweite Teil, Die kleine Freiheit. Chansons und Prosa 1949–1952, wurde ebenfalls in Zeitungsform neu gestaltet.

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Laura Stange – Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares

Kommunikationsdesign | Typografie und Buchgestaltung

Auf einem Stapel sammelte Fernando Pessoa die Fragmente seines Werks, dem Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares. Sein anskizziertes Buch umfasste willkürliche Seitenformate, Papiere und unterschiedliche Textlängen, auf denen er Soares Gedanken niederschrieb. Die lose Form der Umsetzung macht das Werk erlebbar. Die vorgeschlagene Reihenfolge kann aufgelöst und vollends in Soares Gedankenstrom eingetaucht werden. In den verschiedenen Papieren bleibt ein Teil Pessoas Papier-Durcheinanders erhalten. Die Arbeit besteht aus Titelei, 481 losen Seiten und einem gebundenen Teil mit 88 Seiten. Format des Buchkörpers: 180 × 245 × 85 mm

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Safeya Fawzy – Die Ankunft

Kommunikationsdesign | Typografie und Buchgestaltung

„Ich werde meine Seele lieben, im Beben ihrer Schatten leben Jahrhunderte, erfüllt von den Farben der Fantasie.“ Mit diesen Worten beginnt das Gedicht Die Ankunft der irakischen Dichterin Nazik Al-Malaika. Die künstlerische Arbeit ist eine Annäherung des Gedichts und bewegt sich zwischen Lyrik, Schrift und Selbstliebe. In dieser experimentellen Auseinandersetzung entfalten sich einzelne Worte durch kalligraphische Übungen  – ein meditativer Prozess des Schreibens, Wiederholens und Verinnerlichens.

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Christin Grossmann – Zwischen Nähe und Distanz – Buchgestaltung und szenische Lesung von A. R. Gurneys Zweipersonenstück Love Letters

Kommunikationsdesign | Typografie und Buchgestaltung

In dem Zweipersonenstück Love Letters von A. R. Gurney prägt der jahrzehntelange Briefwechsel die Kommunikation zwischen zwei Figuren, die trotz physischer Trennung versuchen eine enge emotionale Bindung aufzubauen. Das Buch spielt mit den Grenzen zwischen mündlicher und schriftlicher Kommunikation und verkörpert das Spannungsverhältnis von Nähe und Distanz – sowohl im Drama als auch in der Inszenierung. Alle sind herzlich zur szenischen Lesung um 19 Uhr im spce eingeladen.

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Rieke Brandt – FLEABAG

Kommunikationsdesign | Typografie und Buchgestaltung

Fernsehserien haben in den vergangenen Jahren nicht nur auf inhaltlicher Ebene, drastische und sozialkritische Themen, Antihelden etc, sondern auch formal die Grenzen des Mediums ausgereizt.
Die Serie „Fleabag“ (2016) von Phoebe Waller-Bridge basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück, einer One-Woman-Show, die Waller-Bridge 2013 beim Edinburgh Fringe Festival erstmals aufgeführt und anschließend im Soho Theater in London gezeigt hat. Die Autorin provoziert und irritiert die Zuschauer:innen mit ihrer Protagonistin und spielt mit den Regeln eines klassischen Serienformats, sie lässt ihre Antiheldin „Fleabag“ die vierte Wand brechen. Fleabag spricht und blickt entweder direkt in die Kamera oder wendet sich in einer Art Selbstgespräch an ihre imaginären Zuschauer:innen. Als Grundlage für mein Buchprojekt, zwei Buchkörper (Series 1 und Series 2) mit Ringheftung, diente das Drehbuch zur Serie.
Ich setze mich mit „Fleabags“ Ansprachen an die Kamera auseinander und wie sich die Vierte-Wand-Brüche typografisch übersetzen lassen können.

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»open spce open spce open spce… ist eine Phase der Öffnung des spce | Muthesius. Sie nimmt den Puls der Muthesius Kunsthochschule und den akademischen Jahresrhythmus auf, arbeitet mit dem vermeintlichen Vakuum der vorlesungsfreien Zeit und (über)lässt Raum des Ausprobierens.
open spce open spce open spce.. schafft ganz bewusst eine Leerstelle, die sich mit Projekten füllt, den Raum zur Verfügung stellt, um Erarbeitetes im Ausstellen zu testen, sich zu konzentrieren, Formate zu adaptieren.
Die Frage nach der Ressource Raum, wie Raum verteilt wird, welche Hierarchien greifen und inwieweit Transparenzen & Durchlässigkeiten systemisch geschaffen werden können, ist dabei essentiell.«
© spce | Muthesius Kunsthochschule & the artist
Fotos: Hannes Schlötelburg / @schluessel.schluessel und Shi Shi / @shishi_hey
19.03.2025

Typografie und Buchgestaltung

Die Sprache, ihre Visualisierung und Inszenierung, steht im Mittelpunkt des Studiums der Typografie und Buchgestaltung an der Muthesius Kunsthochschule.
Das Bachelorstudium ist von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Medium Schrift und seinen Ausdrucksmöglichkeiten geprägt. Die Studierenden beschäftigen sich mit der Geschichte der Schrift und des Druckes, nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch, indem sie verschiedene Schreibmethoden, wie bspw. mit der Spitz- oder Breitfeder, selbst erproben und auch alte Druck- und Herstellungsverfahren, wie den Bleisatz oder das Buchbindehandwerk, kennen- und für die eigene Gestaltung nutzen lernen.
Sie studieren die unterschiedlichen Schriftformen und entwickeln ein Gespür für den Charakter einer Schrift und seine Wirkung auf die Sprachrezeption. In den verschiedensten Anwendungen – vom Schriftzug, über Briefbogen, Plakat, bis hin zu einer komplexen Buchgestaltung – lernen die Studierenden Schriften gezielt einzusetzen. In Experimenten erforschen sie darüber hinaus, inwieweit Verschiebungen oder Irritationen die Gestaltung interessant machen und bereichern können und beginnen, eigene Themen zu entwickeln.
Im Masterstudium mit dem Schwerpunkt Typografie und Buchgestaltung wird die Arbeit mit Schrift weiter vertieft und gleichzeitig den freien Arbeiten mehr Raum gegeben. Die Studierenden entwickeln Projekte, die sich sowohl im Bereich der klassischen Buchgestaltung als auch in experimentellen Randbereichen des Designs bewegen. Ein Schwerpunkt des Studiums liegt dabei auf dem Umgang mit Sprache. Die Studierenden werden ermutigt, diese nicht nur zu visualisieren, sondern auch selbst Texte zu verfassen oder die Rolle eines Herausgebers einzunehmen. Es wird mit Sprache experimentiert, sowohl mit Stimme als auch mit Schrift, und die Beziehung beider zueinander untersucht. Dabei werden nicht nur die semantischen, sondern auch die körperlichen und sinnlichen Eigenschaften von Sprache und Schrift genutzt. Überschreitungen der Grenzen zu anderen künstlerischen Disziplinen, wie Literatur, Musik, Theater, Mode oder Film, können zu einem Quell neuer Themen und gestalterischer Ideen werden.
Der Schwerpunkt Typografie und Buchgestaltung an der Muthesius Kunsthochschule wird seit 2009 von Prof. André Heers (Typografie und Gestaltung) und Prof.in Annette le Fort (Buchgestaltung) geleitet.

Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Lyriker Prof. Oswald Egger, der im Kommunikationsdesign die Professur für Sprache und Gestalt innehat, mit dem holländischen Schriftgestalter Albert-Jan Pool, der das Fach Schriftgestaltung sowohl im Bachelor-, als auch im Masterstudium anbietet und dem Institut für Kunst-, Design- und Medienwissenschaften, dem theoretischen Zentrum der Hochschule.

Zusätzliche Workshops internationaler Designer und Künstler, wie bspw. der holländischen Künstlergruppe De Geuzen, des dänischen Buchkünstlers Kasper Andreasen oder des italienischen Komponisten Alessandro Bosetti, öffnen das Studium nach außen und geben wichtige Impulse.

Wichtiger Ort der Begegnung ist dazu das Symposium Dialog der Schrift, das alle zwei Jahre in Kiel stattfindet und zu dem internationale Designer, Künstler und Theoretiker eingeladen werden. Die Vorträge werden dabei von einer Ausstellung typografischer Arbeiten begleitet.

Fragen ?

Prof. André Heers
T 0431 / 5198 – 449
E post@fliegendeteilchen.de

Prof.in Annette le Fort
T 0431 / 5198 – 449
E lefort@muthesius.de